Abensberger Interdisziplinäre Frühförderstelle arbeitet mit Netzwerk in der Region: Eltern, die Hilfe brauchen

Wie können Fachkräfte in Frühförderstellen und deren Netzwerkpartner Kindern helfen, deren Eltern psychisch krank sind? Was, wenn ein Elternteil trinkt, wenn es an Depressionen leidet oder aufgrund einer anderen psychischen Beeinträchtigung nicht mehr zuverlässig für das Kind da sein kann? Diese Familien brauchen professionelle Hilfe und Unterstützung. Wie die Helfer/innen die Eltern und Kinder begleiten und beraten, das thematisierte das fünfte Interdisziplinäre Treffen der Frühförderstelle in Abensberg.

Das Fachangebot für Experten im System Früher Hilfen und deren Netzwerkpartner, das die Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFS) der Einrichtung „Magdalena – von Mensch zu Mensch" der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. (KJF) jährlich anbietet, wird von den Teilnehmern/innen sehr geschätzt. Denn es fördert mit fachlichen Impulsen deren Kooperation und entwickelt die Hilfeangebote in der Region beständig weiter. Mitarbeiter/innen der IFS, Ärzte, Vertreter/innen des Jugendamtes, der Erziehungsberatungsstelle, der flexiblen Jugendhilfe des Berufsbildungswerkes St. Franziskus, der Offenen Behindertenarbeit und des Kinderhauses sowie Kinder- und Jugendtherapeuten/innen im Landkreis Kelheim focusierten bei ihrem diesjährigen Treffen Familien, in denen die Eltern Hilfe brauchen, damit sie für ihre Kinder verlässliche und Sicherheit gebende Beziehungspartner sein können.

Wenn Eltern es nicht mehr schaffen …

Dann ist es ihnen auch nicht mehr möglich, ihre Erziehungsaufgaben umfänglich wahrzunehmen. Sie wenden sich ihren Kindern weniger zu, sind weniger zärtlich und mitfühlend und können diese bei Problemen nicht mehr so unterstützen wie es erforderlich wäre. Was genau passiert, hängt davon ab, welche psychische oder Suchterkrankung vorliegt. In besonders schwerwiegenden Fällen, kann es auch zur Kinderwohlgefährdung kommen. In jedem Fall aber leiden die Kinder ungemein, sind doch ihre Eltern die wichtigsten Bezugspersonen die sie haben.

Fragile Familiensysteme zusammenhalten

„Deshalb ist es wichtig, dass wir Helfer mit unterschiedlichsten Professionen die Eltern unterstützen", meint Richard Ohrner, Gesamtleiter von Magdalena, „damit die Kinder keinen Schaden nehmen." In fragilen Familiensystemen sei es unerlässlich diejenigen Hilfen den Eltern als auch ihren Kindern anzubieten, die gerade gebraucht werden. „Wir können uns hier auf unser Netzwerk in der Region verlassen. Allen Partnern ist es ein Anliegen zu helfen."

Doch was passiert, wenn Mama oder Papa trinkt? Wenn ein Elternteil nicht mehr aus dem Bett kommt, sich nicht mehr freuen und auch alltägliche Aufgaben nicht mehr erledigen kann. Was passiert mit und in der Beziehung zu den Kindern, wenn Eltern schwere Depressionen haben? Hanns-Günter Wolf, Dipl. Psychologe an der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern, zeigte beim Fachtreffen der IFS auf: Bei Depressionen leidet vor allem das Bindungsverhalten. Es wird instabil und ist geprägt von Unsicherheit und eher negativen Gefühlen. Auch die Erziehungskompetenz ist eingeschränkt. Depressive Mütter sind meist weniger positiv unterstützend, weniger feinfühlig, sprechen, spielen, liebkosen weniger, sind weniger mitfühlend und fähig dem Kind in schwierigen Situationen zu helfen. Zu viel Kontrolle oder zu wenig Beachtung – manchmal wechselnd – können auch Anzeichen der gestörten Beziehung zwischen Eltern und Kind sein. Bei einer Suchterkrankung kann es zur Vernachlässigung der Kinder kommen, gewaltsamen Auseinandersetzungen mit dem Partner, einer fehlenden Tagesstruktur für die Kinder. Schwerwiegende Störungen und Beeinträchtigungen des Familienlebens und des Beziehungsgefüges können tiefe Ängste und Unsicherheiten bei den Kindern auslösen.

Wie Fachkräfte den Eltern helfen

Wichtig sei das aktive Zuhören, zeigte Hanns-Günter Wolf auf. Zuhören, annehmen und auf die betroffene Person eingehen, sie ernst nehmen, das ebnet den Weg für eine weitere professionelle Begleitung der Betroffenen. Im Hilfesystem werden Psychotherapeuten/innen, Psychiater/innen, Sozialpädagogen/innen und Therapeuten/innen hinzugezogen, damit den Eltern geholfen werden kann.

Die Fachkräfte in der Frühförderung sind geschult darin, die mit der Erziehung ihrer Kinder überforderten Eltern zu beraten und ihre Ängste ernst zu nehmen. Sie geben Rat und Hilfestellung dabei, eine passende Beratung oder therapeutische Hilfen zu finden. Der Erstkontakt kann dabei eine große Hilfe sein und Schwellenängste reduzieren.